3
Apr
2008

Die Autobahn des Lebens...und ihre tödlichen Fallen

Seit Tagen überlege ich ob ich dieses Thema überhaupt hier aufgreifen soll.
Seit Tagen weiß ich nicht auf wen ich eigentlich wütend sein soll. Auf die Täter? Uns Menschen? Die Eltern? Die Schule? Das Leben? Das Schicksal? Gott (vorausgesetzt der kümmert sich überhaupt noch einen Scheiß um seine verdorbene Ware)?

Erst Herr Schmidt's Beitrag über das im Auto verbildlichte Leben, hat mich überzeugt etwas zu schreiben.

Aber von vorne:

Vor einigen Tagen, genauer gesagt am Ostersonntag, wurde das Leben einer jungen Mutter brutal beendet. In Bruchteilen von Sekunden. Als Beifahrerin im Familien-PKW wurde sie von einem tödlichen Geschoss getroffen, dass von einer Autobahnbrücke geworfen wurde - ein Holzklotz. Täter? Unbekannt - aber vermutlich jugendliche Hosenscheißer.

Mir ging so viel durch den Kopf: Wie müssen sich die kleinen Kinder auf der Rückbank gefühlt haben und sich jetzt fühlen? Wie fühlt sich der Mann und gleichzeitig Fahrer des Unglückswagens? Und wie fühlen sich die Jugendlichen, falls sie überhaupt noch etwas fühlen?

Meine Gefühle waren unterschiedlich: Wut, Hass, Enttäuschung, heftigste Wut, noch heftigerer Hass, Resignation. Was hätte ich getan, wenn ein Mensch meinen Wagen bei voller Fahrt mit irgendetwas bewirft? In meinen Gedanken wäre ich ausgestiegen, hätte mir das Stück Scheiße geschnappt und hätte es mit dem Gesicht nach unten in die Fahrbahn getreten und die sterblichen Überreste vor einen heranfahrenden 20-Tonner geworfen. Aber ich bin weder Bruce Lee, noch Chuck Norris...viel wahrscheinlicher wäre, dass ich vor Schock ein paar Minuten nicht sprechen kann, einige Tage kein Auto mehr fahre und die folgende Nacht mit einem Nervenzusammenbruch und tränenüberströmt irgendwie über die Runden bringe. Und wahrscheinlich wäre ich am folgenden Sonntag in die Kirche gegangen....und mir wäre egal in welche, welcher Glaube, welcher Priester....mir wäre einfach danach gewesen mich bei irgendwem zu bedanken.

Die Familie der toten Frau kann sich bei niemandem bedanken! Sie wird sich irgendwann vielleicht bedanken wenn die Alpträume aufhören. Wenn die Bilder gehen...von der toten Frau und Mutter die neben bzw. vor einem hockt. Mir kommt ja selbst die Galle, neben ein paar Tränen, hoch wenn ich nur daran denke...und ich kannte die Frau nichtmal.

Ich frage mich in den letzten Tagen eigentlich nur noch: Warum? Wie kommt man auf so eine primitive, bescheuerte, selten dämliche Idee einen Holzklotz von einer Autobahnbrücke zu schmeißen? Wie kommt man auf die Idee überhaupt IRGENDETWAS von einer Autobahnbrücke zu schmeißen? Ist es ein Kick das die Leute da unten keine Chance haben? Ein Machtgefühl wie die eines perversen Kinderschänders? Ist dem Täter einer abgegangen? Oder war es einfach Dummheit? Ignoranz? Innere Leere? Kälte? Der Versuch aus der Monotonie des Seins auszubrechen? Der Drang etwas irres zu tun?
Sind letztens Endes wir Menschen selbst Schuld? Weil wir unseren Kindern nichts mehr bieten können? Professoren die Doktortitel für Geld und Sex vergeben. Machtgeile, sexistische Lehrer(innen). Politiker und Wirtschaftsbosse ohne jegliche Moral. Ein Leben zwischen BurgerKing und Stirb langsam - Jetzt erst recht. Ein Leben zwischen Bürostuhlakrobat und DFB-Pokal. Ein Leben ohne wenn und aber...und besonders ohne Perspektiven. Ein Leben zwischen SuperNanny und Deutschland sucht den Supertrottel.

Die Täter sind nichts wert...denke ich immer. Nur ein Stück primitiver Dreck. Abschaum. Und dann erinnere ich mich an die Worte weiser Männer.
Alle hatten sie eins besonders betont: "Jeder Mensch hat einen Grundrespekt verdient." Grundrespekt. Respekt vor dem Leben anderer. Vor dem "Mensch sein" anderer.

Es ist eine respektlose Zeit mit Ellebogen und Verlierern. Eine Zeit in der Eltern ihre Kinder links liegen lassen, während sie im Fernsehen den hundersten Werbefilm "Du bist Deutschland" sehen. Eine Zeit in der sich jeder selbst am nächsten steht. Eine Zeit in der wir nicht mal mehr ruhig schlafen können. Eine Zeit ohne Pause. Eine Zeit der Kriege, der Morde, der Unruhen. Eine Zeit in der niemand Olympia boykottieren will....weil es um Geld geht. Eine Zeit in der Gegenstände auf fahrende Autos geschmissen werden. Eine Zeit in der man anderen keine Chance gibt.

Herr Schmidt ich hatte es bereits angedeutet: Das Auto mit dem wir durchs Leben fahren, also unser Leben selbst, ist nicht das Arschloch...das Arschloch sind zu oft die Menschen auf den Brücken und neben der Straße. Es ist die Zeit in der man niemandem trauen kann?! Die Zeit in der, der Mensch sein größter Feind ist!

In diesem Sinne:
Mögen die Menschen, die Opfer ihrer eigenen Rasse wurden, den Frieden finden, den sie hier nicht gefunden haben.

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